Entourage

Verfasst am 15. Juli 2019

Das Konzept des „Entourage-Effekts“ wurde 1998 von einer Gruppe von Forschern mit der Veröffentlichung einer Studie im European Journal of Pharmacology eingeführt.

In Cannabiskreisen ist seit langem bekannt, dass verschiedene Cannabissorten unterschiedliche Wirkungen haben. Zum Beispiel haben Indica-Sorten eine entspannende Wirkung auf den Körper, während Sativa-Sorten geistig anregend und erhebend sind, während Hybridsorten je nach Elternteil“ unterschiedliche Wirkungen haben.

Mit anderen Worten: Die Wirkung ist das Ergebnis verschiedener chemischer Verbindungen und der Proportionen zwischen ihnen.

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

Die Forscher, die hinter demEntourage“ stehen, haben das Phänomen beschrieben und nachgewiesen, dass verschiedene Kombinationen von Cannabis-Wirkstoffen unterschiedliche physiologische und psychologische Wirkungen haben als jede einzelne Substanz für sich.
Dies stand im Widerspruch zu der vorherrschenden wissenschaftlichen Auffassung, dass allein das THC für die Wirkung von Cannabis verantwortlich ist.

Cannabis-Synergie

Während die beiden Cannabionide – das psychoaktive Tetrahydrocannabinol (THC) und das nicht-psychoaktive Cannabidiol (CBD) – fast die gesamte Aufmerksamkeit der Forscher und der Öffentlichkeit auf sich gezogen haben, wurden bisher über 100 verschiedene Cannabinoide in Cannabis identifiziert, darunter CBC, CBN und CBG. Darüber hinaus sind auch Terpenoide/Terpene und Flavanoide/Cannaflavine nachweislich Teil der Gesamtgleichung in Bezug auf die Wirkung.

Jedes Cannabinoid, Terpen und Flavanoid hat spezifische biochemische Wirkungen, die in komplexen biochemischen Prozessen, die mit den körpereigenen Cannabinoiden interagieren, aufeinander einwirken und sich gegenseitig regulieren; das sogenannte Endocannabinoid-System.

Es gibt vieles, was wir noch nicht über die Synergieeffekte der Cannabispflanze wissen, aber dass sie existieren und wichtig sind, steht inzwischen außer Zweifel.

Botanische Medizin

Die Forscher, die hinter dem „Entourage-Effekt“ stehen, hatten in ihrer ursprünglichen Studie noch einen weiteren wichtigen Hinweis, nämlich dass der Entourage-Effekt auch erklärt, warum sich so genannte „botanische Arzneimittel“ – d. h. Arzneimittel auf der Basis von ganzem Pflanzenmaterial – oft als weitaus wirksamer erweisen als ihre Gegenstücke: die pharmakologisch isolierten Einzelkomponenten-Arzneimittel, wie isoliertes THC oder CBD.

Obwohl die letztgenannte Einzelmolekül-Theorie nach wie vor der Eckpfeiler der Entwicklung neuer pharmakologischer Cannabisprodukte ist, gibt es inzwischen so viele Beweise für natürliche pflanzliche Synergien, dass die so genannten Minor-Cannabinoide inzwischen allgemein in die pharmakologische Gesamtwirkung der Cannabispflanze einbezogen werden.

Wissenschaftliche Beispiele für den Entourage-Effekt

In einer randomisierten Studie für Patienten mit starken Schmerzen, bei denen opiumhaltige Medikamente unwirksam waren, erhielten die Patienten einen Cannabisextrakt, der hauptsächlich aus THC bestand. Dies erwies sich als unzureichend in Bezug auf die Wirkung. Eine Gruppe, die einen Extrakt erhielt, der sowohl THC als auch CBD enthielt, wies jedoch statistisch signifikante positive Ergebnisse auf, die weit über denen der beiden anderen Gruppen lagen. Der einzige wesentliche Unterschied war die Einführung von CBD in das Medikament.

Eine Tierstudie mit Schmerzmitteln hat gezeigt, dass reines CBD in kleinen Dosen die Schmerzen bis zu einem gewissen Grad lindert, dass aber höhere Dosen die Wirksamkeit nicht erhöhen. Dann wurde eine Vollspektrum-Cannabisextraktion mit einem gleichwertigen CBD-Gehalt eingeführt, so dass die Beobachtung dieses „Deckeneffekts“ vollständig verschwand und die Schmerzlinderung mit der Dosierung einherging.

Eine aktuelle Studie bei Brustkrebs (2018) zeigte, dass ein Cannabisextrakt deutlich besser war als eine reine THC-Behandlung. Der Extrakt enthielt geringe Konzentrationen von CBD und THCA, was die Forscher auf die Veränderung der verstärkten Wirkung zurückführten.

Diese und viele andere Studien liefern solide wissenschaftliche Beweise für den Entogether-Effekt und unterstreichen die Notwendigkeit einer stärkeren Konzentration auf ein breites Spektrum von Cannabismedikamenten anstelle von Arzneimitteln aus einzelnen Komponenten.

Schlussfolgerung:

– Als Entourage bezeichnet man die Synergie zwischen den Wirkstoffen von Cannabis.

– Die Wirkung von Cannabis ist mehr als die Summe seiner einzelnen Wirkstoffe.

– Cannabinoide, Terpene und Flavanoide haben jeweils spezifische Eigenschaften, die den Entourage-Effekt modulieren.

– Botanische Medizin – d. h. ganzes Pflanzenmaterial – kann weitaus wirksamer sein als Medizin, die auf der Extraktion isolierter Einzelmoleküle beruht.

– Entourage ist nachgewiesen, und der Konsens in Wissenschaft und Pharmakologie ist daher in Bewegung.